Indien Tag 1: Die einzig wahre Stuntman-Challenge

Ich war erst einmal in Asien, in Shanghai. Da gibt es auch Straßenverkehr. Aber der ist eigentlich normal. In Delhi ist er mörderisch. Denkt die westliche Touristin, die das zum ersten Mal über erlebt.

Ich bin mit meiner Freundin Esther zu einem spontanen Kurztrip nach Indien gereist, um eine weitere Freundin, die dort lebt und arbeitet, zu besuchen. Das Tolle ist: wir sind die ganzen Tage in guten Händen, vor allem in den guten Händen unseres Fahrers Anthony. Der holt uns denn auch zusammen mit unserer Gastgeberin, „Sandmann“ genannt :-), am Flughafen ab.
Es ist Vormittag, wir befinden uns in der Rush-hour. Die beginnt in Delhi gegen 7:30 und endet gegen 22:00. Die Straßen sind breit, bis zu vierspurig in eine Richtung. Das jedoch reicht dem indischen Autofahrer nicht. Er sagt sich: wo Platz ist, da fahr ich zwischen, und damit alle das mitbekommen, hupe ich auch laut. So stehen auf einer vierspurigen Straße schonmal 8 Autos nebeneinander. Ineinander. So, dass keine Briefmarke mehr dazwischen passt.

Alles, was Räder hat, bewegt sich hier: Busse, Mopeds, Fahrräder, Rikschas, Lieferwagen und die dreirädrigen Tuktuks. Und alle haben Hupen.
Wenn’s nicht rechts vorbei geht, dann eben links. Abstand ist ein Fremdwort, hier wird millimetergenau gearbeitet. Es passiert erstaunlich wenig. Ich sehe allerdings viele Autos, die untenrum geflickt aussehen. Umso mehr erstaunt es mich, dass ich zwischen all den verstaubten und angetitschten Tatas und Suzukis den einen oder anderen Audi sehe, glänzend, ohne jeden Kratzer.

Wenn es mal eine Ampel gibt, ist sie gnadenlos: Zwei Minuten und mehr steht man hier. Auch wenn sich nichts bewegt, hupt man trotzdem mal vorsichtshalber. Es könnte ja sonst sein, dass man vergessen wird. Zwei Minuten, das ist eine Menge Zeit für Leute, die sich zu Fuß zwischen die Autos hindurchquetschen, um ihre Sachen zu verkaufen oder auch zu betteln.

Ich sitze hinten in der Mitte, will doch sehen, was so passiert. Dabei entsteht unter anderem dieser Hyperlapse-Kurzfilm.

Ich bin fasziniert von meiner ersten Delhi-Fahrt und beschließe todesmutig, bei der nächsten Fahrt vorne zu sitzen.

Anthony fährt uns am Nachmittag geschmeidig durch die etwas „besseren“ Viertel von Delhi, vorbei an den Botschaften und dem Domizil des Ministerpräsidenten.

Humayun's Tomb by Silke Wünsch

Humayun’s Tomb

Wir besuchen unser erstes Denkmal: Humayun’s Tomb, ein Mausoleum aus dem 16. Jahrhundert. Noch beseelt vom leichten Jetlag, einem tollen Mittagessen und von der wunderbaren Dezemberwärme spazieren wir durch die Anlage und machen unsere ersten tausend Fotos.

Und lernen, dass indische Touristen großen Spaß daran haben, sich mit europäischen Touristinnen fotografieren zu lassen.

Foto by Silke Wünsch

Hangloose International: Indien

Später schauen wir uns noch das India Gate an, das Denkmal für 90.000 gefallene indische Soldaten. Um das 42 Meter hohe Tor herum eine bunte Menschenmasse, Musik, Seifenblasen und Smartphones.

Foto by Silke Wünsch

India Gate „The Proud of Delhi“

Der Tag klingt bei einer gemütlichen Flasche Bombay Sapphire auf der Terrasse aus und wir stellen fest, dass die Dezemberwärme nach Sonnenuntergang einer empfindlichen Dezemberkälte weicht.

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