Leia

Nun ist die Kleine schon gute fünf Monate bei uns und längst mehr klein. Sie ist unser Sonnenschein, Gutelaunebär, Sorgenkind und Abrissbirne. Ein Leben ohne sie ist keine Option mehr.

Wir haben sie „Leia“ getauft, weil ich das so wollte und der andere Frosch sich fügte.

Wir hatten gar nicht so große Probleme mit Stubenreinheit und schlaflosen Nächten. Wenn sie nachts Pipi musste, grunzte sie in ihrer Box, dann ging es in den Hof, wo wir für sie ein kleines Hundeklo hingestellt haben, wo sie von Anfang an ihre Würstchen ablegte. Die schnellen kleinen Unglücke in der Wohnung waren kaum abzusehen, deswegen lag dort ein oller Teppich, den sie dankend angenommen und ordentlich benetzt hat. Dank Essigreiniger wurde das nicht zum Problem. Nach wenigen Wochen war das Thema gegessen. Das Hofklo wird nur in Notfällen benutzt, ansonsten hat sie draußen nun ihre Stellen.

Dieser unglaublich komplizierte Hund ist überhaupt gar nicht kompliziert. Sie ist genau so lebhaft wie sie dann auch pennen kann, und das stundenlang. Nachts kein Problem. Früh aufstehen? Fehlanzeige. Sie lernt schnell, zeigt es aber auch ganz deutlich, wenn sie unterfordert ist. Wenn sie ihre 5 Minuten hat, ist sie nicht zu bändigen – dann muss sie toben.

Sie liebt Menschen, sie ist zu allen freundlich und begrüßt sie freudig. Etwas zu freudig, denn sie springt. Das muss noch weg.

Sie ist auch sehr gerne beim Tierarzt. Wir sind leider sehr oft beim Tierarzt. denn sie nimmt alles mit, was sie kriegen kann. Giardien (ein lästiger Darmparasit), ein blöder Husten, eine Scherbe in der Pfote und ein entzündetes Bein. Wenn ich in der Praxis anrufe, rollen die schon den Roten Teppich aus. Ach ja, und Zecken sind völlig unbeeindruckt vom Seresto-Halsband. Wir benutzen jetzt ein Spot on von Advantix. Mal sehen, ob das besser wird. Jedenfalls ziehe ich die Zecken inzwischen mit Todesverachtung aus ihr raus und zünde sie an, bis sie platzen.

Unsere Waldspaziergänge sind Quality Time für Leia und mich; wenn wir nach Holland fahren oder am Wochenende Freunde im Grünen besuchen, lebt sie auf. Die Stadt ist zu eng für uns drei. Zu viele Menschen, zu viel Müll, zu viele Scherben. Wir hauen ab. Ich sag ja, es sind komische Zeiten.

Nestbau

Es sind noch zwei Wochen, bis die kleine Lady hier bei uns einzieht. Das Flötenfrosch-Team hat die Feierlichkeiten zum Jahreswechsel hinter sich gelassen und beginnt mit den Bauarbeiten – dieser Text liefert auch ein paar Praxistipps.

Wir leben in einer kleinen Hinterhofwerkstatt, die Bezeichnung „Loft“ könnte irreführend sein, denn mit hochglanzrenovierten ehemaligen Fabriketagen hat das hier wenig zu tun. Es ist gemütlich, etwa 70 m2 groß und oben gibt es noch ein halbes Stockwerk. Frage: Wie schaffen wir dem Welpen „seine“ Ecke, seinen Rückzugsort, wenn es nur einen Raum gibt? Praxistipp: Work in Progress. Wir richten eine Ecke ein, mit Box, Decke, Körbchen, was auch immer – wir wissen ja noch gar nicht, wie der Welpe die Box findet, ob er lieber eine Decke oder ein Körbchen mag. Ob er lieber unterm Klavier, hinterm Sofa oder in der einen Nische zwischen den zwei Kommoden residiert.

Von daher: Abwarten und Tier beobachten. Die Idee eines Welpenauslaufs in der Wohnung – quasi eines Laufstalls für Tiere – haben wir verworfen. Wir möchten keinen Zaun in unserem gemeinsamen Lebensraum stehen haben. Wir sind sicher, dass sich das neue Team-Mitglied einen Ort suchen wird, an dem es sich wohl und sicher fühlt.

Wahrscheinlich auf dem Sofa.

Die Treppe nach oben wird abgesichert, der andere Frosch hat noch einen alten Kinderlaufstall aus Holz – Upcycling ist das Zauberwort – hier werden Sperrmüllfunde, die seit vielen Jahren in Kellern lagern, endlich ihrer Bestimmung zugeführt.

Auslauf im Hinterhof: Wir haben zwar keinen Garten, wo Idealvorstellungen zufolge der Hund nach Lust und Laune herumtollen und sich erleichtern kann, aber wir haben ein Stück Hinterhof, das nur wir nutzen – und das jetzt unser kleiner Außenspielplatz wird.

Praxistipp: Abgrenzung vom Rest des Hofs durch einen Zaun aus Europaletten. Oben im Foto noch mit weihnachtlicher Stimmung. Europaletten kann man hinstellen; sie sind so schwer, dass sie nicht umfallen – außer man wendet rohe Gewalt an. Das ist bei einer gemieteten Immobilie ziemlich sinnvoll: Denn dieser Zaun ist nirgendwo an oder in der Immobilie fixiert und kann nach Gebrauch ohne Spuren entfernt werden. Ein weiterer Vorteil: Europaletten sind nicht soooo hässlich und bieten durch ihre Bauweise Möglichkeiten Blumenkästen etc anzubringen.

Stichwort Blumen: Unsere Oleanderzucht muss gesichert werden. Nicht wegen des Oleanders. Sondern wegen des kleinen neugierigen Hundes, der alles anknabbern wird was nicht niet- und nagelfest ist, da machen wir uns nichts vor. Oleander ist hochgiftig und kann sogar tödlich sein.

Weitere gefährliche Gartenpflanzen sind unter anderem Buchsbaum, Rhododendron, Kirschlorbeer. All diese Infos sind natürlich auch googlebar.

Neben vielen Oleanderpflanzen haben wir auch eine größere Bambussammlung – und die kommt jetzt zum Einsatz, denn Bambus ist unbedenklich und sieht auch noch gut aus. In erster Linie aber haben wir vor, unserem Hund das Pflanzenknabbern so schnell wie möglich abzutrainieren.

Praxistipp: Mentale Vorbereitung ist sicherlich von Vorteil. Dennoch sollte man nicht verzweifeln, wenn sämtliches theoretische Wissen am Tag der Ankunft des Welpen zu Staub zerfällt.

Das wird sich auch – glaube ich ganz realistisch – beim Thema Stubenreinheit zeigen. Meine idealisierte Vorstellung vom sofortigen Aufspringen, sobald sich der Welpe entsprechend verhält, und rechtzeitiger Verhinderung des kleinen nassen oder würstlichen Unglücks wird spätestens in den Nachtstunden einer anderen Wirklichkeit weichen – Essigreiniger und ein großer Vorrat an Papiertüchern sind bereits gelagert.

Praxistipp: Essigreiniger riecht zwar krass, ist aber geruchsneutralisierend. Dennoch schützt er nicht vor bleibenden Schäden auf dem Teppich. Deswegen: Teppiche raus. Ist im Winter und ohne Fußbodenheizung vielleicht nicht so geil, hilft aber enorm und ist ja nur eine temporäre Erscheinung.

Stromkabel werden sehr gerne angekaut und zerbissen. Die werden verlegt, versenkt, Steckdosen werden zugebaut. In unserer alten Werkstatt sind es in der Regel Über-Putz-Dosen, die in Hundeschnauzenhöhe auf die Wände geklatscht wurden, da kommen Kästen drumherum, Punkt.

Und bevor der andere Frosch alles alleine zusägen muss, packe ich jetzt mal mit an und freue mich auf den Tag in drei Tagen, den Tag, an dem wir unseren Welpen ein zweites Mal besuchen und ihm einen Namen geben.